Das Fahrrad im Film: Kraftvoll in die Pedale für eine andere Welt

16. Internationales Festival des Fahrradfilms 2021

Pressemitteilung, Herne, 8. Oktober 2021

Bild- und Pressematerialen: Press Kit Dropbox

Nach längerer Pause dreht das International Cycling Film Festival endlich wieder am großen Rad der Fahrradkultur. Am 15. und 16. Oktober zeigt es die besten Fahrradfilme der vergangenen zwei Jahre – und verwandelt die Flottmann-Hallen in einem Tempel des Fahrrads und der Filmkunst. Im Wettbewerb um die Goldene Kurbel stehen 16 Filme aus neun Ländern.

Seit vielen Jahren feiert das ICFF das Fahrrad als Sujet in der Filmkunst, aber auch als exzellentes Mittel im Dienst des gesellschaftlichen Fortschritts. Das Fahrrad ist Lebensfreude und Quelle positiver Energie – dies ist eine der zentralen Botschaften des neuen Festival-Programms. Auf der anderen Seite bringen viele Filme des 16. ICFF eine teils wütend geäußerte Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen zum Ausdruck. Das Fahrrad symbolisiert hier die Aufforderung, sich entgegenzustellen, nicht aufzugeben und sich weiterhin für eine politisch und ökologisch bessere, diversere Welt einzusetzen. Das Programm der aktuellen Festival-Saison ist zudem sehr experimentell, dabei außerordentlich amüsant und kurzweilig – und es wird von filmschaffenden Frauen geprägt.

Der letzte Tag im Herbst – ein Animationsfilm aus der Schweiz

Die Animation „Le dernier jour d’automne“ entführt die Zuschauenden in den herbstlichen Wald, wo Maus, Fuchs, Bär und Co. ein großes Fahrradrennen veranstalten. Die zahlreichen Hindernisse, die sich den Tieren stellen, werden mit solidarischer Hilfe überwunden – der individuelle Sieg hat in dieser Tierwelt keine große Bedeutung. Als eigentlicher Gegner entpuppt sich der Winter und seine schlafauslösende Eisesluft.

Vor dem Hintergrund seiner liebevollen Tierfiguren beinhaltet der Film einen tiefen humanistischen Appell und Kritik an einer Gesellschaft, die die Solidarität verdrängt und in der in erster Linie das Siegen zählt. Der vielschichtige Film wurde von der Schweizer Filmemacherin Marjolaine Perreten gezeichnet.

Welcome to Polotubbieland – filmisches Statement gegen Nationalismus und politischen Populismus

Es geht sportlich zu im Polotubbieland: In polnischen Nationalfarben gekleidet, schlagen seine Bewohnerinnen gekonnt das Rad. Im Kontrast zur heilen Fitnesswelt auf der Bildebene offenbart der Film auf der Tonspur die Abgründe der gegenwärtigen polnischen Kulturpolitik, ihren radikalen Bruch mit der Kunst- und Meinungsfreiheit im Namen des Nationalstaats. Für das Andere, das Fremde lässt der Populismus keinen Platz. „Dirty migrants go home“ singen rechtsgedrehte Polotubbie-Künstlerinnengestalten im bitteren Ende dieses aufrührenden Experimentalfilms, gedreht von der polnisch-deutschen Filmemacherin Nena Adelajda Olczak.

Weitere Experimentalfilme von Frauen

Denn Nachweis, dass ein Fahrrad nicht nur Lebensfreude bereitet, sondern darüber hinaus spirituelle Kräfte freisetzen kann, erbringt die Berliner Filmemacherin Dagie Brundert in ihrem Film „Die Selbstheilung meines Fahrrades“. Sie zeigt außerdem Filme, die auf Zelluloid gedreht und anschließend in Bier und Waschsoda entwickelt worden sind – die Zuschauenden dürfen auf das Ergebnis gespannt sein. Weiterhin gibt es ein filmisches Experiment mit und über Eddy Merckx, gedreht und auf der Bühne persönlich präsentiert von Sabine Gilley von den Kanalinseln, sowie FUROR! – ein hochdekorierter Kurzfilm von Luna Jordan und Frida Lindenau über Wut, feministisch, sperrig und kontrastreich.

Am Vorabend: Rough Conditions Adventure Film Festival – 15. Oktober
Traditionell beginnt das Filmfestival-Wochenende am Freitag  mit dem Rough Conditions Adventure Film Festival: Es geht um die Fahrradreise und das Abenteuer (nicht nur) auf dem Rad, im Film und natürlich mit dem extrem kurzweiligen Vortag von Erwin Zantinga aus den Niederlanden.

International Cycling Film Festival
Das International Cycling Film Festival wurde 2006 gegründet und zeigt Filme, die das Fahrrad zum Thema haben. Es findet jährlich an sieben festen Spielstätten in Deutschland, Polen, Kosovo und den Niederlanden statt und gibt zusätzlich zahlreiche Gastspiele in Europa. Es wird organisiert vom Europäischen Büro für Filmkunst und Fahrradkultur e.V. gemeinsam mit dem Bochumer „Team Hollandse Frietjes – non-professional cycling“ und dem Herner Roomservice – Forum für Jugendkultur.

Zeitplan
15. Oktober 2021, 20 Uhr – 6th Rough Conditions Adventure Film Festival
16. Oktober 2021, 20 Uhr – 16. Internationales Festival des Fahrrad-Films (ab 15.30 Uhr Fahrradfahrt/Kritische Masse von Bochum nach Herne, um ca. 17.00 Uhr wird im Rahmenprogramm die Dokumentation „Ohne Kerosin Nach Berlin“ gezeigt.

Fahrradfilme für die Zukunft

Pressemitteilung, Herne, 17. Oktober 2019

Am kommenden Wochenende ist es wieder soweit: Am 18. und 19. Oktober läuft das 14. Internationale Festival des Fahrrad-Films in den Flottmann-Hallen, Herne. Am Samstag stehen 16 Filme aus neun Ländern im Wettbewerb um die Goldene Kurbel, dem weltweit ältesten Filmpreis für den Fahrrad-Film.

Das neue Filmprogramm des 14. International Cycling Film Festivals (ICFF), das am Samstag Premiere feiert, ist an vielen Stellen ein wenig düster eingefärbt. Es spiegelt damit eine gesellschaftliche Stimmung wider, in – auch der angesichts des fortschreitenden Klimawandels – die positiven Zukunftsentwürfe und utopischen Perspektiven wenig Konjunktur haben.

Ein Beispiel für den dystopischen Fahrrad-Film ist die Animation Never Stop Cycling aus Kanada. Im Zentrum des Films steht ein Hometrainer, der einen Projektor antreibt. Diese Maschine ist Teil einer bösen Welt, in der das Individuum die zerstörerischen Regeln, die die Apparatur ihm vorgibt, nicht überwinden kann. Der Mensch ist aktiver Teil des destruktiven Systems – und zerbricht letztlich daran, moralisch und psychisch. Ähnlich blickt das filmische Puppenspiel Epiplectic Bicycle auf die Welt. Dort hat das Fahrrad ein Eigenleben, und es versucht, dass zersetzende Verhalten der Menschen anzuprangern – aber auch hier mit wenig Erfolg. Am Ende des Films sind Fahrrad und Moral zerstört, das Destruktive hat gesiegt.

Zombies auf dem Fahrrad
Der amerikanische Fahrrad-Zombie-Film Smile ist eigentlich prädestiniert für eine Endzeit-Thematik. Er entwirft aber auf bemerkenswerte Weise eine optimistische Zukunft, in der die Untoten das Fahrradfahren entdecken. Ihre fröhliche Tour wird unterbrochen durch Ereignisse, die die Zuschauenden mit Stuntszenen auf höchstem Niveau erfreuen.

Im Zentrum steht der erzählende Film
Das neue Programm des Festivals des Fahrrad-Film hat seinen Schwerpunkt auf dem narrativen Film. Im vielschichtigen Spielfilm Cycle versucht beispielweise ein Obdachloser mit all seiner begrenzten Kraft, seiner Tochter endlich das in früheren Tagen versprochene Fahrrad zu schenken. Die Drehungen der Handlung geben dem Titel „Cycle“ eine zweite Bedeutung und führen das Publikum gekonnt in die Irre. Ebenfalls rätselhaft geht es Science-Fiction The Job zu, in dessen Zentrum ein schwerverkabeltes Ergometer steht. Dieses befindet sich in einem geheimnisvollen Raum, der wie ein Gefängnis anmutet, in dem das Gerät gefahren werden muss – aber niemand ahnt den Sinn der Apparatur.

Animationen aus Belgien und USA
Wer hingegen das romantische Kino lieber mag, der oder die wird die belgischen Animation Velo ebenso überzeugend finden wie Velo Hoot aus USA. Beides sind kunstvoll animierte Filme über alte und neue Lieben und das Fahrrad als Werkzeug der Lebenskunst auf höchstem Niveau. Diese und viele andere Filme aus dem neuen Festivalprogramm zeigen, dass das Fahrrad für eine neue, vielleicht eher auf Kultur statt Konsum setzende Gesellschaftsordnung eine tragende Rolle spielen kann. Der Fahrradfilm kann ein Stück des Weges dorthin ebnen.

Insgesamt zeigt das 14. Internationale Festival in seinem Hauptprogramm 16 Kurzfilme aus neun Ländern, darunter Experimentalkino aus Japan, eine Dokumentation über rikschafahrende Frauen in einer Männerwelt aus Bangladesh sowie atemberaubendes Fixie-Flitzen aus Südafrika.
Goldene Kurbel und Rahmenprogramm

Höhepunkt des Abends ist die Verleihung der Goldenen Kurbel für den besten Fahrrad-Film. Der von der Hohen Programmkommission des Festivals vergebene, älteste Filmpreis für Fahrrad-Filme weltweit ist mit Preisgeldern in Höhe von 500 Euro dotiert, die seit vielen Jahren von der Kulturinitiative Herne gestiftet wurden.

 

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